John Sinclair - 0999 - Der Mitternachtsfluch (2 of 2) by Jason Dark

John Sinclair - 0999 - Der Mitternachtsfluch (2 of 2) by Jason Dark

Autor:Jason Dark [Dark, Jason]
Die sprache: deu
Format: epub


*

Die Luft hatte sich verändert. Es war kälter und diesiger geworden. Ein kalter Dunst oder Nebel schien Paxton einzuhüllen. Die kahlen Bäume sahen aus, als würden sie allmählich erfrieren unter der Eisschicht, die sich auf Äste, Zweige und Stämme gelegt hatte. Der Himmel bildete eine dunkle Decke, die so dicht war, daß sie nicht einen Funken des Sternenlichts durchließ, geschweige denn den Schein des Mondes. So lag Paxton in der tiefen Dunkelheit begraben, und es war noch nicht mal Mitternacht.

Zum Glück nicht. So hatten wir Zeit, alles genau zu verfolgen. Den kurzen Weg bis zur Kirche waren wir zu Fuß gegangen. Grace fror trotz der dicken Jacke. Ich sah, wie sehr sie zitterte. Das aber mochte auch mit ihrem inneren Zustand zu tun haben, unter dem sie litt, denn für sie mußte eine Welt zusammengebrochen sein, jetzt, wo sie ihren Vater mit anderen Augen sah.

Vor dem Portal waren wir stehengeblieben. An manchen Stellen auf den Steinen schimmerte das Eis wie ein matter Spiegel. Grace, die sich auf dem Weg auch des öfteren umgeschaut hatte, schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht, daß er hier ist, John. Ich hätte es sonst gespürt, glaube ich. Oder was meinen Sie?«

»Wir werden nachschauen.«

Die Kälte des Eisengriffs der Tür spürte ich selbst durch das Material meiner Handschuhe hindurch, und als ich ihn nach unten drückte, hörte ich das Kratzen, das mich schaudern ließ. Ich öffnete die Tür und peilte in die dunkle Kirche hinein.

Einen Menschen sah ich nicht. Es war auch nichts zu hören. Die Stille im Gotteshaus wirkte irgendwie lähmend. Vielleicht dauerte es deshalb so lange, bis ich die Kirche betrat. Die Tür hielt ich noch auf, damit mir Grace Felder folgen konnte.

Sie schlich hinter mir her. Ich hörte es unter ihren Füßen knirschen, weil noch die kleinen Steine an den Sohlen klebten und auch der Boden selbst ziemlich schmutzig war.

Es war kalt. Minustemperaturen herrschten hier. In einer katholischen Kirche wäre sicherlich das Weihwasser im Becken gefroren. Auf ganz Europa hatte sich die Kältewelle mittlerweile ausgebreitet, und ein Ende war nicht abzusehen.

Die beiden Bankreihen waren schlicht. Es gab keinen Prunk. Eine relativ niedrige Decke ließ den recht schmalen Raum noch kleiner erscheinen, und der schlichte Altar mit der grauen Platte stand ein wenig erhöht.

Es gab kein Licht in dem Gotteshaus, obwohl Lampen von den Decken hingen. Auf mich wirkten sie wie tote Augen.

Zu beiden Seiten des Altars standen bereits die geschmückten Weihnachtsbäume, die mir deplaziert vorkamen, wenn ich daran dachte, was noch alles passieren konnte.

Ich schaute zurück.

Grace war stehengeblieben. Sie wirkte ein wenig hilflos, als sie die Arme ausbreitete. »Ich kann es einfach nicht fassen, John. Ich will es nicht glauben, ich …«

Sie verstummte mitten im Satz, nicht ohne Grund. Ebenso wie ich hatte sie die kichernden Stimmen der Unsichtbaren gehört, die plötzlich um uns herum waren.

Das Schweigen dauerte nicht lange. Grace Felders Mund öffnete sich, als sie sagte: »Sind sie da, John?«

»Es hört sich ganz so an.«

»Allmächtiger, in der Kirche. Das ist furchtbar. Dies hier ist ein geweihter Raum. Wie ist das möglich?«

»Weil sie so stark sind, Grace.



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